Samstag, 24. Januar 2009
 
Brasilianischer Bischof im Hungerstreik PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von Christian Herret   
Freitag, 30. November 2007

Am 27. November hat der Bischof der Diözese Barra (Bahia), Dom Luiz Flávio Cappio, in einem offenen Brief an den Präsidenten Lula bekannt gegeben, dass er als Zeichen des Protestes gegen die Zerstörung des Rio São Francisco durch dessen geplante Umleitung seinen im Oktober abgebrochenen Hungerstreik wieder aufnimmt.

Umweltskandal Rio São Francisco

Der Rio São Franciso, der zweitgrößte Fluss Brasiliens und eine der Lebensadern des Trockengebietes, soll abgeleitet werden. Entgegen den Versprechungen der Regierung wird die Umleitung keinesfalls den Durst von Mensch und Tier in der nordöstlichen Trockenzone stillen. Das Wasser wird hauptsächlich für Obstplantagen für den Export eingesetzt werden. Dieses Großprojekt zerstört die Lebensgrundlage tausender Kleinbauern.

Das Projekt hat gigantische Ausmaße: 2.000 km Kanäle sind geplant. Die Folgeschäden sind in vielen Bereichen noch gar nicht absehbar: - Niemand kann die Kosten abschätzen. Das unüberschaubare Ausmaß des Projektes öffnet Korruption Tür und Tor. Die geologischen Folgen für die sensible Ökoregion sind nicht erforscht. Für Tausende, die im Sertao im Einklang mit der Natur leben, bedeutet die Androhung der "neuen Agrarfront" die Absiedlung: für die indigenen Völker, für Fischer- und Kleinbauernfamilien. Für die Menschen im Sertao gibt und gäbe es viel einfachere, nachhaltigere und auch billigere Lösungen des Umgangs mit Trockenheit: nämlich das Konzept der Convivência – Leben im Einklang mit der Natur –, des Zusammenlebens mit der Trockenheit durch angepasste Methoden und Maßnahmen (Regenwassersammlung in Zisternen, Ziegen statt Rinderzucht, Vorratswirtschaft durch angepasste Pflanzungen etc.).


Informationen bei: Dreikönigsaktion, Christian Herret, Tel: 01/481 09 91- 41, Mobiltel.: 0676/88 011 - 1071, e-Mail:

Solidarität mit Bischof Cappio

Folgender Brief der Solidarität mit dem hungersteikenden Bischof kann auf der Webseite

http://www.petitiononline.com/Cappio/petition.html

unterzeichnet werden:

An den Herrn Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva

An den Herrn Minister für Nationale Integration Geddel Vieira Filho

Dom Luiz Cappio, Bischof der Diözese Barra (Bahia), hat seit dem 27. November 2007, sein Fasten und Beten wieder aufgenommen. Er versucht damit, die brasilianische Gesellschaft und die Bundesregierung auf die Gefahren, die eine Flussumleitung mit sich bringen wird, aufmerksam zu machen, die negativen Auswirkungen auf den Fluss, die Bevölkerung, die von ihm lebt und für den gesamten sowie für den Nordosten.

In seinem Brief an den Präsidenten erinnert Dom Luiz daran, dass sich Lula nicht an seine Abmachungen vom Oktober 2005 gehalten hat. Damals unterbrach Dom Luiz sein elftägiges Fasten, nachdem der Präsident Lula versprochen hatte, das Projekt der Umleitung des Rio São Francisco auszusetzen und einen umfassenden Dialogprozess zwischen der Regierung und der brasilianischen Zivilgesellschaft zu beginnen

Die Flussumleitung des Rio São Francisco wird nicht das Wasser für die 12 Millionen arme Einwohner des Nordostens bringen. Im Gegenteil, sie wird den beauftragten Baufirmen und die Produktion von landwirtschaftlichen Exportgütern zu Gute kommen, und damit einigen wenigen Reichen nutzen.

Um der Bevölkerung des semi-ariden Gebietes zu helfen, gibt es bessere und billigere Alternativen, wie zum Beispiel die 530 Maßnahmen, die im Atlas des Nordostens von der Nationalen Wasserbehörde (ANA) vorgeschlagen werden. Diese würden 1.300 Gemeinden mit Trinkwasser versorgen zu der Hälfte der Kosten der Flussumleitung (R$ 3,6 Mrd. statt dos R$ 6,6 Mrd.). Für die ländlichen Regionen gibt es Alternativen durch Regenwassernutzung in Kombination mit angepassten Nutzungsformen, entwickelt vom Netzwerk der Nichtregierungs-organisationen der semi-ariden Region (ASA).

Deshalb bitten die unterzeichnenden Personen und Organisationen, dass die derzeit vom brasilianischen Militär durchgeführten Bauarbeiten der Flussumleitung eingestellt werden.

Ich bitte darum, dass der Hilferuf der Bewohner des São Francisco Tales, die das Fasten und Beten von Bischof Cappio begleiten, gehört wird.

mit besten Grüßen

< zurück   weiter >